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„Alle sehen live, wie robust eine Holzkonstruktion ist“

Feuerwehrkommandant und Forscher: Im Interview erklärt der Projektleiter von TIMpuls Thomas Engel, wozu die Großbrandversuche dienen.

Dunkle Rauchschwaden ziehen im Januar und Februar über das Forschungsgelände der TU München in Garching. Grund dafür sind fünf Großbrandversuche im Rahmen des Forschungsprojekts TIMpuls, dabei wird ein Wohnzimmer aus Holz in Brand gesteckt. Der 4. Realbrandversuch ist am Freitag, 12. Februar 2021, um circa 11 Uhr und kann hier im Livestream verfolgt werden.

Im Interview erklärt Thomas Engel vom Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion, wie die Forschungsergebnisse den mehrgeschossigen Holzbau erleichtern könnten. Im Interview erklärt der Projektleiter und Feuerwehrkommandant, wie die Forschungsergebnisse den mehrgeschossigen Holzbau erleichtern könnten.

Herr Engel, vor kurzem haben Sie mehrmals einen Großbrand in einem Wohnzimmer aus Holz simuliert. Wie haben Sie das als Feuerwehrkommandant erlebt?

Thomas Engel: Da blutet das Herz eines Feuerwehrmanns, wenn man zwei Stunden einen Brand beobachten muss, ohne etwas tun zu dürfen. Auf der anderen Seite ist der Aufwand nur gerechtfertigt, wenn wir lange und möglichst viele Messdaten gewinnen können. Der Nebeneffekt ist, dass alle live sehen, wie robust eine Holzkonstruktion ist. So haben die anwesenden Feuerwehrler den Baustoff Holz für sich entdeckt.

Was bringen uns das Forschungsprojekt und die Brandversuche?

Das Projekt soll die brandschutztechnischen Fragen klären, um im ganzen Bundesgebiet mit Holz bis zur Hochhausgrenze (22 Meter) bauen zu können. Fragen der Zielgruppen, zum Beispiel der Bauaufsicht und Feuerwehr, sollen durch die wissenschaftlichen Ergebnisse beantwortet werden. Zu den Brandversuchen: Sie untermauern unsere theoretischen Forschungsergebnisse und weisen sie unter realen Bedingungen nach. Also ganz praxisnah, so wie es am Ende wirklich brennt.

Testobjekt Wohnzimmer aus Holz: Dabei untersucht das Forschungsprojekt TIMpuls den Brandschutz im mehrgeschossigen Holzbau.

Erklären Sie den Versuchsaufbau…

Wir führen drei Großbrandversuche in einem Raum mit rund 20 Quadratmetern durch und zwei in Räumen mit rund 40 Quadratmetern. Der erste Versuch ist Referenzversuch und stellt ein nichtbrennbares Gebäude dar (Mauerwerk, Stahlbeton). Der zweite stellt einen Raum aus Massivholz dar, die Wände sind mit 18 mm Gips-Feuerschutz-Platten bekleidet - wie im Entwurf der neuen Holzbaurichtlinie beschrieben.

Der dritte Versuch besteht aus einer Holztafel- bzw. -balkendecke und zwei Holztafelbauwänden und zwei sichtbaren Massivholzwänden, der vierte aus vier Holztafelbauwänden und einer sichtbaren Brettschichtholz-Decke und der letzte ist ähnlich aufgebaut, hat aber eine sichtbare Brettsperrholzwand, zwei Stützen und einen Unterzug aus sichtbarem Holz.

Was ist Ihr Fazit?

Unser Team freut sich über die gelungenen Versuche. Natürlich muss noch viel ausgewertet werden, aber wer sich die Videos anschaut, wird zum gleichen Schluss wie wir kommen: Die Konstruktionen, sowohl Massivholz als auch Holztafelbau, haben extrem langen Beanspruchungen getrotzt und gezeigt, wie robust der Baustoff Holz ist. In der Realität wäre schon lange die Feuerwehr da gewesen und hätte gelöscht. Holz kann bei Berücksichtigung von konstruktiven Grundsätzen definitiv Brandschutz.

Wie geht es mit der Novellierung von Vorschriften weiter, Stichwort: Muster HolzBauRichtlinie?

Wir teilen unsere Ergebnisse mit allen Interessengruppen und werden auch mit Vertretern der Bauaufsicht sprechen. Aber jedes Bundesland legt die bauordnungsrechtlichen Schutzziele selbst fest und entscheidet darüber, was umgesetzt wird, wie schnell die Feuerwehr da sein kann und welche Maßnahmen sich für den Baustoff Holz ergeben. Ich kann aber sagen, wir werden für alle Szenarien Ergebnisse haben.


In Brand gesteckt werden Holzkrippen, also aufeinander genagelte Holzlatten mit Luftabstand. Ziel der Forscher ist, dass sich der Brand immer gleich verhält. Denn ein Schrank brennt, auch wenn er identisch ist, nicht immer gleich schnell ab.

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